Angeregt durch den unten stehen Link zu einem Artikel über die Tafeln möchte ich heute ein paar Gedanken loswerden....
Während meiner Zeit als ehrenamtliche Mitarbeiterin bei der Tafel in einem kleinen Ort im Siegerland habe ich sehr viele traurige und erschreckende Geschichten erlebt, zudem Geschichten, die einfach nur wütend machen....
Während meiner Zeit als ehrenamtliche Mitarbeiterin bei der Tafel in einem kleinen Ort im Siegerland habe ich sehr viele traurige und erschreckende Geschichten erlebt, zudem Geschichten, die einfach nur wütend machen....
Da sind - im ländlichen Bereich, in Großstädten setzt sich das Klientel noch aus Obdachlosen und sonstigen Menschen von den Hecken und Zäunen zusammen - erst einmal die alleinerziehenden Mütter, die dank sehr kleiner Kinder nicht arbeiten können oder die einen schlecht bezahlten Minijob ausüben und darauf angewiesen sind, dass ein Amt ihnen das Gehalt aufstockt; viele Rentner; Familien, die durch Arbeitslosigkeit oder Krankheit ins soziale Abseits geraten sind, Arbeitnehmer, deren Gehalt nicht ausreicht und und und....
Traurig und wütend machen die Lebensgeschichten der Rentner, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben und jetzt im Alter nur einen Mindestsatz an Rente erhalten, der weder zum Leben noch zum Sterben reicht; Rentnerinnen, insbesondere die Witwen, die lebenslang Heim und Familie versorgten und heute einen Hungerlohn an Rente zugeteilt bekommen, die sich unter Scham im allerbesten Kostüm aus den 80er Jahren zur Tafel schleichen, weil das Geld einfach nicht für das Nötigste reicht - und wer kann besser und sparsamer wirtschaften als eine Hausfrau, die ihr Leben lang nichts anderes gemacht hat.....?
All diesen Menschen fehlt es nicht nur an Geld - Armut hat in jedem Fall die Angewohnheit, den Menschen ihre Würde zu nehmen....
Wie fühlt man sich, wenn man 78 Jahre alt ist und nach einem erfüllten Leben, das der Staat finanziell nicht würdigt, auf eine Einrichtung angewiesen ist, die Restbestände aus Supermärkten verteilt, die nicht mehr verkauft werden können oder dürfen?
Wie fühlt man sich als Mutter, die irgendwann einmal mit Freudentränen in den Augen im Bad stand, als Clearblue zwei blaue Streifen anzeigte und deren Traum von Familie, Ehe und Zukunft zerplatzte - und die nun zweimal pro Woche ein Körbchen mit abgelaufenen Lebensmitteln, nicht mehr allzu schönem Obst und Gemüse nach noch verwertbaren Dingen aussortiert, während alle Hoffnungen auf eine schöne Zukunft nur noch Erinnerungen sind, die ein Dörnchen im Herzen anpieksen?
Wie fühlt man sich als Familienvater mit vier Kindern unter 10, der seit drei Jahren keine Anstellung mehr findet, weil mit 40 die Bandscheibe ihren Tribut für jahrelange körperliche Arbeit forderte, die Umschulung nicht bewilligt wurde und die Nächte dank der vielen offenen Rechnungen schlaflos sind und die Kinder schon lange neue Kleidung brauchen?
Es ist wichtig und gut, dass es Einrichtungen wie die Tafeln gibt, aber der Umstand, dass es sie überhaupt geben muss, zeigt auf, dass etwas in unserem System ganz gewaltig nicht stimmt......
1 comment:
Eine wirklich traurige Situation. Es muss unheimlich weh tun so etwas miterleben zu müssen, vor allem, wenn man keine andere Wahl hat. In diesem Punkt gibt es noch deutliches Verbesserungspotential seitens der Politik
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